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HPV-Impfung bis 30 Jahre kostenfrei

 

Niederschwelligkeit ist Trumpf

 

Österreich hat eines der besten HPV-Impfprogramme in Europa und dennoch eine niedrige Impfbeteiligung. Bis Ende 2025 können nun auch Frauen und Männer bis zum 30. Geburtstag die Impfung kostenfrei erhalten. Univ.-Prof. Joura gibt Tipps, wie wir die neue Catch-up-Zielgruppe abholen können.

Die HPV-Impfung feiert heuer ihren 18. Geburtstag. Seither wurden weltweit über 500 Millionen Dosen verimpft. Laut WHO gehört sie zu den sichersten („extremely safe“) und wirksamsten Vakzinen. Dennoch wird die Impfung offenbar von vielen mit Skepsis betrachtet, wie die geringe österreichische Durchimpfungsrate − trotz kostenfreiem Zugang bis zum 21. und demnächst sogar bis zum 30. Geburtstag − zeigt. Die WHO hat als Ziel definiert, dass bis 2030 90 % der Mädchen bis 15 Jahre geimpft sein sollen. Österreich erreicht in dieser Altersgruppe derzeit gerade einmal 50 % (bei Buben und Mädchen gemeinsam). Bei den 20- bis 30-Jährigen sind es sogar nur erschreckende 5 %. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Ausweitung des kostenfreien Impfprogrammes für die 21- bis 30-Jährigen (männlich und weiblich) besonders sinnvoll.

 

Können wir mit einer hohen Impfbeteiligung bei den 22- bis 30-Jährigen rechnen, wenn uns die Durchimpfungsraten der 15- bis 21-Jährigen jetzt schon zeigen, dass wir die Zielgruppe nicht ausreichend erreichen?

Prof. Elmar Joura: Die HPV-Impfung schützt in jedem Alter vor neuen Infektionen und Erkrankungen. Je früher, desto besser, es gibt allerdings keine obere Altersgrenze. In Australien ist das Impfprogramm nicht nur wegen der hohen Durchimpfungsrate so erfolgreich, sondern auch weil von Anfang an bis 26 Jahre geimpft wurde. Die Beteiligung wird letztendlich auch von uns Ärzt:innen abhängen, mit einer klaren Kommunikation können wir den Sinn und die Notwendigkeit der Impfung vermitteln. Die Altersgrenze des kostenlosen Impfprogramms bis 30 ist bis Ende 2025 befristet. Bis dahin haben alle unter 30-Jährigen die Chance, den Impfschutz doch noch zu bekommen und sich mehr als 600 Euro zu ersparen − so viel kosten nämlich die drei ab 30 Jahren notwendigen Impfdosen, wenn man sie selbst bezahlen muss.

 

Das Catch-up-Programm spricht im Besonderen Frauenärzt:innen und Allgemeinmediziner:innen an. Aus Erfahrung wissen wir, dass viele Gespräche zur HPV-Impfung im Sand verlaufen, wenn nicht gleich vor Ort die Impfung angeboten und durchgeführt wird. Bedenkzeit lässt oft mehr Skepsis als Überzeugung entstehen.

Was kannst du unserer Fachgruppe empfehlen, um hier erfolgreicher als in der Vergangenheit sein zu können? Niederschwelligkeit ist Trumpf! Ohne Kosten gibt es keine langen Gespräche, wenn die Impfung im Kühlschrank ist, kann sie gleich verabreicht werden. Und mit 2 Dosen im Abstand von 6−12 Monaten ist es viel leichter zu planen als mit 3 Dosen. Für uns Frauenärzt:innen ist das Catch-up-Programm perfekt: Wenn ein Mädchen oder eine junge Frau zur Konzeptionsberatung kommt, kann bei diesem Besuch auch gleich der Impfschutz überprüft und ergänzt werden (lt. WHO sollte dafür ohnehin jeder Arztbesuch genutzt werden). Und eine Partnerberatung kann bei dieser Gelegenheit auch gleich zeitökonomisch durchgeführt werden. Darüber hinaus sollten alle Frauen, die eine Schwangerschaft planen, nicht nur hinsichtlich Röteln und Varizellen untersucht und beraten werden, sondern auch wegen HPV, um eine Übertragung auf das Kind zu verhindern − diesem Argument entziehen sich die wenigsten zukünftigen Mütter.

 

Eine Ausweitung der geschlechtsneutralen und kostenfreien HPV-Impfung bis zum 30. Geburtstag ist im internationalen Vergleich ziemlich einzigartig, allerdings wird vom österreichischen Impfgremium ein Off-Label Use im 2-Dosen-Schema vorgegeben. Auf welche Daten stützt sich diese Empfehlung?

Wir haben in kürzlich veröffentlichten Studien gesehen, dass 2 Dosen höhere Antikörperspiegel als 3 Dosen erzeugen, wenn das Impfintervall stimmt. Daher hat das nationale Impfgremium sich dafür entschieden, zwei Dosen im Abstand von 6−12 Monaten zu empfehlen. Das ist in Österreich wichtiger als die Zulassung der EMA. Der Abstand ist also entscheidend und darf keinesfalls abgekürzt werden. Damit haben wir wieder unsere Vorreiterrolle bei der HPV-Impfung bestätigt!

 

Dr. Michael Elnekheli

Im Interview: Univ.-Prof. Dr. Elmar A. Joura

Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien

 

Mag. Roland Hanel, ApoLife Apotheker in Wien:

“Das erweiterte kostenfreie Impfprogramm in Österreich ist ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit. Trotz der erwiesenen Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung sind die niedrigen Durchimpfungsraten alarmierend. Es zeigt sich, dass eine proaktive und niederschwellige Herangehensweise notwendig ist, um mehr Menschen zu erreichen und zu überzeugen. In meiner Praxis sehe ich oft, wie Unsicherheit und Skepsis durch direkte und klare Kommunikation abgebaut werden können. Wir müssen sicherstellen, dass die Impfstoffe stets verfügbar sind und die Impfung unmittelbar angeboten werden kann. Nur so können wir die Beteiligung erhöhen und langfristig die durch HPV verursachten Erkrankungen reduzieren. Österreichs innovative Maßnahmen und die Orientierung an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen setzen hierbei wichtige Akzente.”

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